Der Geist des Anfängers bezieht sich auf unsere Geisteshaltung, mit der wir schon bekannte Dinge achtsam wahrnehmen und nicht in erster Linie darauf, tatsächliche neue Sache auszuprobieren. Aber was genau machen wir denn anders, wenn wir eine Sache zum ersten Mal erleben?
Häufig beginnt es mit unserem Mut, neue Dinge überhaupt erleben zu wollen. Wenn wir unsere gewohnten Bahnen verlassen, kann alles mögliche passieren. Erlebnisse, die uns verändern. Die Welt besteht aus Veränderungen, für sie ist das nichts Neues. Aber für uns? Unser Mut ist somit unsere Bereitschaft, Teil zu haben an dieser Veränderung. Ja zu sagen zu unserem eigenen Wachstum. Uns selbst jeden Tag neu zu entdecken, uns selbst mit den Augen des Anfängers zu sehen.
Als Anfänger sind wir neugierig, wollen erkunden, wollen überrascht werden. Überrascht von der Vielfalt des Lebens, von seinen Facetten. Wir stürzen uns in diese Welt der Erscheinungen um sie mit offenen Sinnen aufzunehmen, sie zu spüren. Wir wollen berühren und berührt werden, eintauchen in all das, was es gibt. Und wir wollen herausgefordert werden – was die Resonanz des Lebens in uns auf das Leben um uns herum ist.
Am Anfang kann man nicht zurückschauen. Warum auch? Jeder Schritt ist neu, fordert unsere Aufmerksamkeit, bringt uns ins Hier und Jetzt. Wir wissen nicht, was hinter der nächsten Kurve ist oder was morgen passieren wird.
Wenn wir auf diese Art und Weise mit dem Leben in Resonanz gehen, eröffnen wir uns auch im Alltag einen Raum, der uns sonst verborgen bleibt. Es ist unser Angebot an das Leben. Erwarten wir bereits Trübsinn und Mühsal, wenn wir am Morgen aus dem Haus gehen, wird meist genau das auf uns warten.
Ein spiritueller Weg, der nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg.Kyo-un Rōshi (Willigis Jäger)
Wie bringen wir also den Geist des Anfängers in unseren Alltag? Wenn er vielleicht verschüttet ist unter vielen Jahren unbefriedigender Arbeit oder unerfüllter Sehnsucht? Wie können wir uns als Anfänger fühlen, wenn wir jeden Morgen unser bekanntes Gesicht im Spiegel sehen?
Indem wir anfangen. Es üben, anzufangen. Und dafür kann es hilfreich sein, diesen Geist des Anfängers auch tatsächlich einmal wieder zu spüren, indem wir etwas Neues tun. Uns selbst einen Raum zu eröffnen, in dem es uns leichter fällt, uns und die Umgebung wahrzunehmen.
Vielleicht wirst du bei einer Wanderung durch den Wald friedlich. Vielleicht kommt aber auch Schmerz und Trauer hoch. Oder es dreht sich das Gedankenkarussell. Was auch passiert, es können die ersten Schritte auf einer Reise zu dir selbst sein.